Warum eine Bildungsreform im Kosovo besonders wichtig ist!

 

Die Bildungssituation im Kosovo ist stark verbesserungsbedürftig. Das Land belegt in der jüngsten Pisa-Studie Rang 69 von 71. Die jetzige pädagogische Praxis im Kosovo nimmt wenig Rücksicht auf die Selbständigkeit, die Selbsttätigkeit und generell die Bildung der Kinder.

Das bedeutet konkret: Kinder, die Kindertagesstätten besuchen, werden in der Regel nur unzureichend auf das Lernen in der Grundschule vorbereitet. Ihre Möglichkeiten und Chancen bleiben weitgehend ungenutzt.

Im Endeffekt – auf die gesamte Schulzeit bezogen – umfasst das Lernpensum geschätzt zwei bis drei Jahre weniger als beispielsweise bei uns in Deutschland.

 

 

Neue Ziele erreicht man nur auf neuen Wegen:        

     Mit den jungen Kindern unter 6 Jahren das Bildungssystem neu aufbauen!

 

Es gibt aber inzwischen Ansätze im Land selbst, das Bildungssystem, das in der Ausbildung der Pädagog*innen und in der pädagogischen Praxis noch weitgehend nach den Vorkriegsstandards funktioniert, von Grund auf neu zu organisieren.

 

Ziel ist dabei die Förderung der Kinder vom Beginn des Kindergartenbesuchs an, also die „Bildung von Anfang an“, und nicht primär „Bewahrung und Beaufsichtigung".

 

Zu einem modernen Bildungskonzept im Elementarbereich gehören:

-        Einführung einer modernen Krippenerziehung für Kinder von 0 bis 3 Jahren.

-        Einführung altersgemischter Gruppen anstelle von – bisher nur - jahrgangsgetrennten Gruppen im Kindergarten.

-        Die Vermittlung von modernen Kenntnissen der Entwicklungs - und Lernpsychologie für Erzieher*innen.

-        die Ausstattung der Kindergartenräume mit kindgerechtem Entwicklungs- und Lernmaterial,

-        die Unabhängigkeit und das Selbstmanagement der Kinder,

-        das selbsttätige Lernen, die Förderung ihrer Entscheidungsfähigkeit,

-        sowie eine umfassende musische und kognitive Förderung.

 

 

Die Entwicklung einer neuen Bildungskonzeption beginnt:

Einführung der Montessori Pädagogik

 

Mehrere Leiter*innen von kosovarischen Kindergärten, Erzieher*innen sowie Professor*innen der pädagogischen Fakultät in Pristina nahmen zum Montessori Bildungszentrum in Wiesbaden und der Deutschen Montessori Gesellschaft Kontakt auf.  Ihre Frage war, ob die seit langem erprobte und internationale bewährte Montessori Pädagogik ihnen bei Konzeption und Umsetzung der Reformvorhaben auf dem Weg zu einer neuen Bildung für die Kinder im Kosovo und die entsprechende Ausbildung der Pädagog*innen helfen und sie unterstützen könne.

 

Das Montessori Bildungszentrum in Wiesbaden verfügt über eine mehr als dreißigjährige Erfahrung in der Montessori Ausbildung mit einem qualifizierten Team von Dozent*innen.  Die Deutsche Montessori Gesellschaft ist der älteste Montessori Verein in Deutschland und vergibt die fachlich geprüften Lizenzen für die Ausbildung.

Beide Institutionen haben vor etwa zwei Jahren ihre aktive Unterstützung bei Umgestaltung des Bildungswesens im Kosovo zugesagt.

 

 

Stand des Projektes „Neue Bildung – neue Wege!“ im Jahr 2021

 

-        Die Deutsche Montessori Gesellschaft, das Montessori Bildungszentrum und die Universität Pristina haben ein „Memorandum of Understanding“ über die Zusammenarbeit abgeschlossen.

-        Ende 2019 fanden Hospitationswochen für 20 kosovarische Pädagog*innen in deutschen Montessori Einrichtungen statt.

-        Im Januar 2020 erfolgte die erste Ausbildungswoche durch deutsche Dozent*innen in den Räumen der Universität Pristina.

-        Mit Hilfe von Spenden und Sammlungen in deutschen Montessori Einrichtungen konnten für alle beteiligten Kindergärten im Kosovo spezielles Montessori Lern- und Entwicklungsmaterial zur Verfügung gestellt werden.

-        In der pädagogischen Fakultät in Pristina wurde ein „Montessori Lernkabinett“ für die Ausbildung von Erzieher*innen und zukünftig auch Lehrer*innen eingerichtet. Die Ausbildung für beide Berufsgruppen findet im Kosovo in der Universität statt.

-        Es ist beabsichtigt, die Leitungen mehrerer Kindergärten und die Professor*innen zusätzlich zu Dozent*innen für die Montessori Pädagogik auszubilden. Damit wird in Zukunft die weitere Ausbildungsarbeit im Kosovo mit eigenem, lokalem Personal möglich sein.

-        Zusammenfassend ist festzustellen, dass alle bis Anfang 2020 geplanten Vorhaben durchgeführt werden konnten.

 

 

Corona bedingte Neuausrichtung des Projektes

 

Durch die Coronakrise ist es seit Anfang 2020 nicht mehr möglich, die begonnene Ausbildung unmittelbar im Kosovo fortzusetzen.

Die Dozentinnen des Montessori Bildungszentrums haben sich daher entschlossen, anstelle von Präsenzveranstaltungen in der Universität und den beteiligten Kindergärten die Ausbildung medial gestützt weiter zu führen.

Zu diesem Zweck steht ihnen eine in Deutschland ausgebildete und praxiserfahrene Montessori Pädagogin vor Ort zur Verfügung.

 -     Außerdem haben die Teilnehmerinnen im Kosovo von uns erhalten:

-        Ausführliche und ins Albanische übersetzte schriftliche Unterlagen/Skripte für die Ausbildung.

-        Lehr- und Übungsfilme, die sie Schritt für Schritt in das neue Bildungskonzept einführen.

-        Außerdem steht Ihnen bei Bedarf per Internet eine Beratung unsererseits bei der Praxisumsetzung zur Verfügung.

 

 

Nächste Schritte 2021/22

 

Die Produktion der Filme mit professioneller technischer Expertise und Ausrüstung ist weitgehend abgeschlossen. Die Kosten dafür wurden bisher überwiegend vom Montessori Bildungszentrum übernommen bzw. in einem Teilbereich auch von der Firma „Montessori Informationssysteme“ in Bad Soden.

 

Es sind von den Wiesbadener Montessori Dozentinnen Übungsfilme für insgesamt sieben Lernbereiche für Kinder von 0 – 6 Jahren erstellt worden:

·       Pädagogik der Kinder von 0-3 Jahren

·       Übungen des täglichen Lebens

·       Sinneserziehung

·       Musische Bildung

·       Erkundung der Welt

·       Einführung in die Mathematik

·       Spracherziehung

 

Durch den derzeitigen Wegfall von Hospitationsmöglichkeiten musste außerdem eine mediale Einführung in die Gestaltung der vorbereiteten Umgebung und die Erziehung zur Selbständigkeit erfolgen.

Da es nicht möglich war, Sponsoren zu finden, musste auch hierfür das Team der Dozentinnen des Montessori Bildungszentrums in Wiesbaden die notwendigen Kosten selbst aufbringen.

 

  

Das selbstorganisierte Lernen der Teilnehmerinnen im Kosovo

 

Die in den Filmen vorgeführten Übungsinhalte bilden zusammen mit den übersetzten Skripten und dem vor Ort vorhandenen Montessori Entwicklungsmaterial den Lernstoff für die Teilnehmerinnen.

Die Übungseinheiten erfolgen selbstorganisiert unter Anleitung und Begleitung durch unsere Montessori Kollegin im Kosovo.

Nach jeder Übungseinheit wird das dazugehörende und von uns bereits in den Kosovo geschickte Montessori Material in den Gruppenalltag eingeführt.

Zusätzlich soll 2021 und 2022 die vorbereitete Montessori Umgebung eingerichtet und die Selbstständigkeit der Kinder Schritt für Schritt von den Teilnehmerinnen in die Praxis eingeführt werden.

Alle Entwicklungen werden schriftlich vor Ort dokumentiert und durch Bildmaterial ergänzt.

 

 

Wir schätzen, dass etwa Mitte 2022 dieser Prozess weitgehend abgeschlossen ist.

Parallel wird mit der Einführung der Montessori Praxis die Ausbildung der zukünftigen Dozentinnen erfolgen. Wir hoffen, dass wir diese ab der zweiten Jahreshälfte 2021 selbst wieder im Kosovo übernehmen können.

 

 

 

Wiesbaden, den 15. Mai 2021

 

Rainer Völkel

Leiter des Montessori Bildungszentrums Wiesbaden e.V.